In Baden-Württemberg sind Schätzungen zufolge rund 7.800 Frauen betroffen und 2.900 Mädchen gefährdet. Die Zahlen basieren auf einer sogenannten Dunkelzifferstatistik, die seit 2018 für die einzelnen Bundesländer errechnet wird. Demzufolge hat sich die Anzahl der von Genitalverstümmelung betroffenen Frauen und insbesondere die der gefährdeten Mädchen in Baden-Württemberg durch die jüngsten Fluchtbewegungen im Laufe der vergangenen Jahre um rund 40 Prozent erhöht.
Es gibt im Land bereits einige Fachberatungsstellen, die eine psychosoziale Beratung im Themenfeld FGM/C (female genital mutilation/ cutting; weibliche Genitalbeschneidung/-verstümmelung) anbieten und zudem beispielsweise Aufklärungsarbeit für medizinische Fachberufe leisten. Darunter sind das Fraueninformationszentrum FiZ in Stuttgart, Wildwasser Stuttgart, Pro familia Stuttgart und die Beratungsstelle Yasemin in Trägerschaft der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart. In der medizinischen Beratung gibt es Angebote der Universitätsfrauenklinik Freiburg, die seit 2019 eine FGM/C-Sprechstunde anbietet, und des Universitätsklinikums Ulm.
Seit Jahresbeginn gibt es eine landesweite zentrale Anlaufstelle für Frauen und Mädchen, die von FGM/C betroffen oder bedroht sind. Diese wird von insgesamt fünf Organisationen und Fachberatungsstellen getragen und wird vom Land in einer zweijährigen Modellphase mit rund 250.000 Euro unterstützt.
Es ist vor allen Dingen wichtig, kultursensibel über diese Thematik zu informieren. Nur so können die betroffenen Menschen, die häufig einen Migrationshintergrund haben, auch erreicht werden. Eine weitere Möglichkeit ist, bereits in den Landeserstaufnahmen über das Thema zu informieren. Dort könnte man auch Männer erreichen und sie auf die Strafbewehrung hinweisen.